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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 63

1895 - Straßburg : Heitz
63 daselbst verfertigt. Straßenbahn nach Mühlhausen (16 km). 3. Rn fach* (3200 Einw.), am Ohmbach, kurz vor dessen Einmündung in die Lauch. Station an der Eisenbahn von Straßburg nach Basel. Auf einem Hügel neben der Stadt lag das Schloß Isenburg, eines der ältesten Schlösser des Elsaß, wo Könige aus merowingischem Stamme zuweilen sich aushielten, jetzt ein schöner Landsitz. Schöne, aber unvollendete Kirche zu St. Arbogast (12. bis 14. Jahrhuudert). Landwirt- schaftliche Versuchsstation. Landwirtschaftliche Schule. Sulz matt (2700 Einw.), ein großes Dorf, 8 km westwärts von Rnfach, im Gebirge, am Ohmbach. Am westlichen Ausgange des Ortes liegt das Bad gleichen Namens. Der „Sauerbrunnen" von Sulzmatt wird viel im Lande getrunken. 4. Sulz* (Ober-) (4430 Einw.), zwischen Boll- Weiler und Gebweiler, an der Eisenbahn von Bollweiler nach Lautenbach gelegen, in einer der schönsten und fruchtbarsten Gegenden des Elsaß, hat Baumwoll- und Bandfabriken, Bierbrauereien, eine Eisengießerei und eine Thonwarenfabrik (in Ollweiler). In dem nahen Weiler Jungholz (760 Einw.) ist eine Ziegelbrennerei, eine Eisengießerei und Sei- denweberei. Bollweiler (1200 Einw.), Abzweignngspnnkt der Nebenlinie Bollweiler-Lautenbach von der Eisen- bahn Straßburg-Basel, zeichnet sich aus durch weit- läufige und reiche Baumschulen, die schon über ein Jahrhundert im Besitze der Familie Baumann sind.

2. Theil 4 - S. 301

1880 - Stuttgart : Heitz
Europa nach dem Pariser Frieden. 301 149. Europa nach dem Pariser Frieden. Der Abschluß des Pariser Friedens, 1856, schien eine neue Periode geistiger und materieller Wohlfahrt für Europa einweihen zu sollen. Schon während des Krieges hatte man annehmen zu dürfen geglaubt, daß die humanen Interessen der europäischen Culturstaaten die lediglich politischen Gesichtspunkte verdrängen würden, und obwohl man nicht verkennen konnte, daß dem von Frankreich erhobenen Feldgeschrei: Civilisation! — ein gut Theil Phrasenmacherei anklebte, machten sich doch die Cultur-Interessen während des Krieges so weit geltend, daß die rigorose Praxis des seitherigen Seerechts ausgeschlossen blieb und auf dem Pariser Congreß mit dem Friedensvertrage auch eine Convention über die Grundsätze des Seerechts, welche künftig Geltung haben sollten, zu Stande kam. Vermöge derselben ward dem Handel zur See die liberalste Behandlung auch in Kriegszeiten gesichert. Kaum war daher die Kunde über die von Seiten Rußlands erfolgte Annahme der östreichischen Propositionen in die Oeffent-lichkeit gedrungen, so stürzte sich der Handels, und Geldverkehr, ohne nur den förmlichen Friedensschluß abzuwarten, mit einer wahrhaft fieberischen Hast in das weite Gebiet der Spekulation; industrielle Projecte aller Art tauchten auf, von riesigem Umfange, mitunter auf die losesten Voraussetzungen gebaut, daher von ungewissem Erfolge, aber eben so eifrig ergriffen, als ob sie die solideste Grundlage hätten; denn die gleichzeitig auftauchenden Banken oder Geldleihinstitute versprachen ja eine nicht zu erschöpfende Fülle von Capital. Natürlich blieben die Täuschungen nicht aus. Schon im Jahre 1857 kam es zu einer erschütternden Krise. Große Bank-brüche in Amerika traten ein, in Paris zeigte sich die Rückwirkung durch ein fabelhaftes Werfen der Course und Deutschland ward in schwere Mitleidenschaft gezogen. Besonders ward der Hamburg er Handel aufs schwerste betroffen (November 1857). Die durch ihre „ Solidität berühmte Kaufmannschaft hatte sich in die waghalsigsten Unternehmungen eingelassen und ihren Credit überspannt, während sie ungeheure Waarenmassen (ein einziges Haus z. B. 400,000 Kisten Kaffee) aufhäufte, um den Preis desselben hoch zu halten. Anerkennenswerth war die Energie der Behörde, so wie' die Theilnahme des Auslandes, um den wichtigen Platz zu halten, was denn auch endlich gelang. Mit dem Schmerze über die erlittenen

3. Theil 2 - S. 115

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster Kreuzzug. 115 Menge von Menschen machte es schwer, alle mit Lebensrnitteln zu versorgen. Nun ging überhaupt das Elend erst recht an. Klein-Asien ist mit Bergrücken durchzogen, fast nirgends eben; überall nur Berge und Thäler. Und sobald die Kreuzfahrer durch ein enges Felsenthal zogen, waren auch die verschmitzten Seldschncken, die jeden Weg genau kannten, gleich da, fielen aus Hinterhalten hervor, schnitten ihnen die Zufuhr ab und ließen ihnen Tag und Nacht keine Ruhe. Gegen solchen Feind half nicht einmal die heldenmüthigste Tapferkeit viel; denn wurde er auch in die Flucht getrieben, so konnte man ihn auf seinen leichten Pferden nicht einholen , und ehe man es sich versah, war er schon wieder in der Nähe. Dazu gesellte sich nun noch die große Noth an Lebensrnitteln und zuweilen selbst an Wasser. Denn die Seldschncken hatten absichtlich alle Ernten verbrannt, alle Mühlen zerstört, kurz, das ganze Land vor den Kreuzfahrern zu einer Einöde gemacht, um ihrem verhaßten Feinde auch noch die Qualen des Hungers über den Hals zu schicken. Da war es denn kein Wunder, wenn im Heere der Kreuzfahrer bald der drückendste Mangel eintrat. Obendrein war es Sommer. Die Sonne schoß senkrecht ihre brennenden Strahlen auf die blanken Rüstungen der Kreuzfahrer herab, die darunter ersticken zu müssen glaubten. Am glühendsten war die Hitze in den engen Thälern und Bergkesseln, in denen die Sonne alles Gras versengt hatte. Manche verloren den Verstand von der Einwirkung der glühend wehenden Luft, andere sanken ermattet zu Boden. Die Reiter richteten sich in den Steigbügeln in die Höhe, um nach einem erquickendem Lüftchen zu schnappen. Man sah Mütter neben ihren lechzenden Sguglingen sterbend auf dem glühenden Boden sich wälzen, und Hunde jagten keuchend auf dem Felde vergebens nach einer Quelle umher. Fast alle Pferde starben vor Mattigkeit und Durst; die Ritter mußten zu Fuß weiter ziehen, wenn sie es verschmähten, auf Ochsen zu reiten, und das Gepäck bürdete man Widdern oder Schweinen auf. Schon hielten alle sich für verloren, als sie noch glücklicherweise einen Fluß fanden. Aber nun hätte man sehen sollen, mit welcher Gier die armen verdursteten Leute auf das Wasser losstürzten! Nicht wenige tranken so unvorsichtig und in solchem Uebermaße, daß sie daran starben. Ein andermal hätte das Kreuzheer beinahe den trefflichen Gottfried von Bouillon eingebüßt. Er ritt eines Tages, leicht bewaffnet, in einem kühlen Walde spazieren. Plötzlich traf sein Ohr der Hülferuf eines Menschen. Er eilte dem Tone nach und finde

4. Theil 2 - S. 317

1880 - Stuttgart : Heitz
Colombo's zweite Reise. 317 besonders von Colombo, der nun mit inniger Freude die Aussicht vor sich hatte, die Früchte seiner wichtigen Entdeckung einzuernten. Es waren 17 Schiffe zusammengebracht. Auf ihnen schifften sich an 1500 Menschen ein; denn Ferdinand wollte in der neuen Welt eine Colonie anlegen lassen. Daher gingen Maurer, Zimmerleute, Tischler, Bergleute und viele andere Handwerker mit; n auch viele Soldaten, darunter 20 Lanzenreiter und mehrere Ordensgeistliche, wurden mitgenommen, um durch Milde oder Gewalt die Indianer zum christlichen Glauben zu bekehren. Es meldeten sich viele Menschen zum Mitfahren; denn man machte sich eine übertriebene Vorstellung von den dort liegenden Schätzen. Viele glaubten, man brauche sich nur zu bücken, um ganze Säcke mit Gold zu füllen. Ein großer Theil mußte zurückgewiesen werden; doch schlichen sich mehr ein, als der König eigentlich bestimmt hatte. Am 25. September 1493 ging die ansehnliche Flotte, von den guten Wünschen der Zurückbleibenden begleitet, vor Tagesanbrüche von Cadiz aus unter Segel. Colombo fuhr wieder über die c(metrischen Inseln, hielt sich dann aber mehr südwestwürts, und entdeckte nach einer glücklichen Fahrt eine Insel, die er Dominica nannte, weil es gerade Sonntag war. Es war eine von der Inselgruppe, welche man nachher die kleinen Antillen nannte. Auch hier fand er eine herrliche Natur, einen reichen Pflanzenwuchs und schönbelaubte Bäume, in deren Zweigen Schaa-ren von Papageien umherflatterten. Auf seiner weitern Fahrt entdeckte er viele andere Antillen, Mariegalante, Guadeloupe, Santa Maria, Antigua, S. Martin, Santa Cruz und die virginischen Inseln. Ueberall war die Natur gleich schön, aber auf allen traf man eine wilde Menschenart an, die sich selbst Caraiben nannte. Die Spanier stiegen hier und da aus. Einige, welche aus Guadeloupe ein von den Einwohnern verlassenes Haus untersuchten, fanden darin mit Schaudern abgenagte Menschenknochen, Schädel, die zu Gefäßen gebraucht wurden; ja, in einem Kochtopfe lagen selbst noch Köpfe und Glieder frischgetödteter Menschen, deren Fleisch mit dem Fleisch der Thiere zusammen gekocht wurde. Alle diese Wilden nahmen die Flucht vor den Spaniern, nur einige Weiber und Kinder kamen herbei; von jenen erfuhr man durch Dolmetscher, daß sie von den benachbarten Inseln mit ihren Männern durch die Caraiben geraubt wären. Die Männer wären bereits geschlachtet, und ihre Kinder würden gemästet, um nachher an den Volksfesten auch geschlachtet

5. Theil 2 - S. 310

1880 - Stuttgart : Heitz
310 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Colombo nahm sieben Indianer mit, um sie Spanisch zu lehren und sie nachher als Dolmetscher zu gebrauchen. Alle diese Inseln gehörten zu denen, die man jetzt die Bahama- oder die lukayischen Inseln nennt. Da'alle Einwohner, wenn von Gold die Rede war, nach Süden wiesen und „Cuba" ausspracheu, so segelten die Schiffe stracks nach Süden, das ersehnte Goldland aufzusuchen. Nach mehreren Tagen erreichten sie eine große Insel, die das gesuchte Cuba war; eine lange, lange Insel, die den herrlichsten Anblick gewährte. Die Ufer waren voll grüner, prächtiger Bäume, deren einige in der Blüthe standen, andere mit wohlschmeckenden Früchten prangten. Hohe Palmen ragten wie Thürme hervor und der Boden war mit hohem Grase bedeckt. Colombo landete und schickte auch einige Leute ins Innere des Landes. Ueberall fanden sie eine große Fruchtbarkeit, nette Häuser und weitläufige Pflanzungen von Baumwolle und verschiedenen eßbaren Wurzeln. Recht sonderbar kam ihnen aber eine Gewohnheit vor, die jetzt in Europa wie in Asien so allgemein verbreitet ist, das Tabakrauchen. Die Indianer sogen den Dampf nicht mit dem Munde, sondern mit den beiden Nasenlöchern ein. Ihre Tabakspfeifen pflegten daher zwei Mund- oder vielmehr Nasenstücke zu haben. Sie nannten das Rauchen tabaeos, daher das Kraut bei uns den Namen Tabak noch führt. Colombo war ganz entzückt von den Schönheiten der Insel. Nachdem er sie, so viel er in der Eile konnte, umsegelt hatte, , bemerkte er in der Entfernung eine andere große Insel. Er segelte darauf los und fand — Haiti. Da sie ihm aber, vom Schiffe aus gesehen, einige Aehnlichkeit mit Spanien zu haben schien, so nannte er sie Hispaniola (Klein-Spanien). Auch wird sie St. Domingo genannt. Diese Insel übertraf alle bisher gesehenen an Schönheit und Fruchtbarkeit. Die Einwohner liefen beim ersten Anblick fort. Als man ihnen aber einige Spanier nachschickte, mit einem der mitgebrachten Indianer von St. Salvador, und dieser ihnen zurief, sie sollten sich nur nicht fürchten, das wären gute Leute, die vom Himmel kämen und ihnen schöne Geschenke brächten, so kamen sie schnell wieder zurück, zeigten den Spaniern große Ehrfurcht und tiefe Unterwerfung, und boten ihnen Alles an, was sie hatten: Früchte, Wurzeln, Fische und Papageien. Es waren seelensgute Menschen, die gar nicht wußten, was sie ihren Gästen Liebes und Gutes genug erweisen sollten. Dabei waren sie wohlgebildeter als die von den andern Inseln.

6. Theil 1 - S. 294

1880 - Stuttgart : Heitz
294 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. Dieser aber ahnete immer noch nichts. Der Teutoburger Wald hatte ihn bereits aufgenommen; durch das Dickicht des Waldes zogen Soldaten, Packpferde, Troßbuben, Weiber und Kinder, wie tief im Frieden, in Unordnung durcheinander. Der Boden war uneben; sie zogen in engen Thälern, überall von dichtbewachsenen Bergen umgeben; der Weg war morastig; sie mußten Brücken bauen, Dämme schlagen, Bäume umhauen und Wege ebenen. Jetzt fiel ein fürchterliches Wetter ein. Der Sturm erhob sich und rauschte gräulich in den hochwipfeligen Bäumen; der Platzregen schlug nieder, Bäume krachten bei den Stößen des Windes und stürzten um, und die Tritte der Menschen und Pferde glitten aus. Nirgends war ein wirthliches Obdach, die Wegweiser waren entlaufen, Keiner wußte, wo aus und wo ein. In dieser großen Noth, dicht vom schauerlichen Walde umgeben, erschien plötzlich Armin und seine Genossen auf den rings umgebenden Höhen und schleuderten. Steine und Pfeile auf die ängstlich einherziehenden Römer herab. Aus jedem Dickicht funkelten diesen die blitzenden Augen der rachedurstenden Deutschen entgegen. Varus suchte vergebens die Soldaten zu ordnen. Der Weg war zu schmal, der Boden zu schlüpfrig, Menschen und Pferde stürzten übereinander. Endlich erreichten sie eine waldige Anhöhe, wo sie ein Lager aufschlagen konnten; sie versahen es in der Eile mit einem Graben, um doch die Nacht, vielleicht die letzte, ruhen zu können. So erwarteten sie sehnlichst den Tag. In geschlossenen Reihen zogen sie weiter, eine Zeitlang durch offenes Land, wo die Deutschen nicht anzugreifen wagten und nur in der Ferne drohend folgten. Aber bald fing der Wald wieder an, und mit ihm erschienen auch wieder die wilden Gestalten der Deutschen, die unaufhörliche Anfälle machten. Immer noch brauste der Sturm, immer noch goß der Regen herab und immer dünner schon wurden die Reihen der Römer. Noch einmal erbarmte sich die Nacht der Ermüdeten; sie bargen sich in einem halbverschanzten Lager und sahen jeden Augenblick einem nächtlichen Anfalle der Deutschen entgegen, deren widriges Kriegsgeheul ihnen schrecklich herübertönte. Der dritte Tag brach an, und mit ihm wuchs die Noth. Die Deutschen der entfernteren Gaue waren eingetroffen und immer heftiger wurde der Andrang. Von allen Seiten wurde den Römern der Weg versperrt, der Sturm heulte in den krachenden Wipfeln, Pfeile und Wurfspieße waren durch den Regen unbrauchbar geworden und triefend hingen die Schilder am Arme. Die Deutschen

7. Kleine Erdkunde für die Elementarschulen in Elsaß-Lothringen - S. 44

1876 - Straßburg : Heitz
44 gehört vorherrschend der Form des Hochlandes an, welches als zusammenhängende Gebirgsmasse gegen W. meist steil in's Meer abfällt. Ganz verschieden ver- hält sich der Abfall des Hochlandes gegen O.; hier senkt es sich allmählich zum schmalen, unfruchtbaren bottni- sehen Küstenstrich. Gegen S.-O. verflacht es sich in die gothländische Ebene, welche den fruchtbarsten Theil der Halbinsel einnimmt. Im westlichen Norwegen dringen zahlreiche Meerbusen (Fjorde) mit schmalen Armen bis an die hohen Gebirge. Die zerrissene Küste ist mit vielen kleinern und größern Inseln umgeben. Auch die Ostküste ist zerrissen und von zahllosen Rissen, Scheren genannt, umlagert. Die nördlichen Theile der Halbinsel haben strenge Winterkälte; die südlichen Provinzen Schwedens haben gleiches Klima mit Nord-Dentschland. Der Uebergang von Winter zu Sommer geschieht außerordentlich schnell und die durch die langen Tage gesteigerte Wärme bringt die Vegetation bald zur Reife. Gebirge. — Das skandinavische Gebirge, welches sich von S. nach N. zieht, bildet keine eigentliche Kette, sondern meist Gebirgsmassen mit Hochflächen, Fjelds (Felder) genannt. Den südlichen Theil von Norwegen bedecken die skandinavischen Alpen, deren Hochfelder 2000 M. übersteigen. Von diesem Hochlande geht in nördlicher Richtung das Kjölengebirge aus und bildet die Grenze zwischen Schweden und Norwegen. Flüsse. — Naturgemäß fallen die meisten Flüsse, Elf genannt, zur Ostsee ab, sind aber wegen ihrer zahlreichen Klippen, Wasserfälle und Stromschnellen wenig schiffbar. Die bedeutendsten derselben sind der Dal-Elf (Thalfluß) und der Gotha-Elf. Die gothländische Ebene ist von Seen ausgefüllt, wovon der Wetter-, der Wener - und der Mälar-

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 220

1877 - Stuttgart : Heitz
220 und legte sie auf den dürren Boden hin. „„Weiter,"" so sprach er, „„vermag ich nicht zu gehen. Mühselig ist mein Leben, und kümmerliche Nahrung mein ganzer Gewinn. Stundenlang irr' ich schon mit dieser Last in der Mittagshitze, und keine Quelle sind' ich, den brennenden Durst zu löschen; und'kein Baum, keine Staude bietet eine Frucht mir dar, daß sie mich er- quicke. Ach Götter, um mich her sehe ich nur Wildniß, keinen Fußsteig, der mich zu den Meinen führe, und weiter mögen meine schwankenden Kniee nicht. Doch ihr Götter! ich murre nicht; denn immer habt ihr geholfen!"" So sagt' er, und kraftlos legte er sich auf seine Bürde hin." „Von ihm nicht gesehen, lief ich da, so schnell ich konnte, zu unsrer Hütte; raffte einen Korb voll gedörrter und frischer Früchte zusammen, nahm meine größeste Flasche voll Milch, und so schnell ich konnte, lief ich in's Gebirge zurück, und fand den Mann noch, den jetzt ein sanfter Schlaf erquickte. Leise schlich ich mich zu ihm hin, und stellte mein Körbchen neben ihn, und die Flasche voll Milch, und still schlich ich mich in's Gebüsch zurück." „Aber bald, da erwachte der Mann. Er sah auf seine Bürde hin und sprach: „„Wie süß ist die Erquickung des Schlafs! Nun will ich's ver- suchen, dich weiter zu schleppen: hast du doch so sanft mir zum Pfühl ge- dient! Vielleicht leiten die gütigen Götter meinen Schritt, daß ich bald das Rieseln einer Quelle höre; vielleicht eine Hütte stnde, wo der gutthätige Haus- wirth mich unter sein Dach aufnimmt."" „Jetzt wollt' er die Bürde auf die Schultern heben; da erblickt' er die Flasche und den Korb. Aus seinen Armen entfiel die Bürde. „„Götter, !vas seh' ich?"" so rief er. „„Ach, mir Hungrigen träumet von Speise; und wenn ich erwache, so ist nichts mehr da! doch nein, Götter! ich wache, ich wache."" — Jetzt langt' er nach den Früchten. „„Ich wache! O welche Gottheit, welche gütige Gottheit thut dieses Wunder? das erste aus dieser Flasche gieße ich dir aus, und diese beiden, die größcsten dieser Früchte, weih' ich dir! Nimm, o nimm gnädig meinen Dank auf, der meine ganze Seele durch- dringt!"" So sprach er, setzte sich hin, und mit Entzücken und mit Freuden- thränen genoß er da sein Mahl. Erquickt stand er wieder auf, und dankte noch einmal der Gottheit, die so gütig für ihn sorgte. „„Oder,"" so sagt' er, „„haben vielleicht die Götter einen gutthätigen Sterblichen herbeigeführt, und warum soll ich ihn nicht sehen, ihn nicht umarmen? Wo bist du, daß ich dir danke, daß ich dich segne? Segnet ihn, ihr Götter! Segnet den Red- lichen, die Seinen; segnet, o segnet Alles, was ihm Zugehört! Satt bin ich, und diese Früchte nehm' ich mit; mein Weib und meine Kinder sollen da- von essen, und mit Freudenthränen mit mir den unbekannten Gutthäter segnen."" „Jetzt ging er; o! ich weinte vor Freude! Aber ich lief durch's Ge- büsch den Weg ihm vor, und setzte mich an einen Bord hin, wo er vorbei mußte. Er kam, er grüßte mich und sprach: „„Hör', mein Sohn, sage, hast du Niemanden auf diesem Gebirge gesehen, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte?"" — Nein, Niemand habe ich in diesem Gebüsche ge- sehen, der eine Flasche trug und einen Korb voll Früchte. — Aber sage

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 223

1877 - Stuttgart : Heitz
„Denn mich quält nun Durst, und der nährenden Speise bedarf ich, „Daß mit anbrechendem Tage ich wieder aufsteige zur Hütte, „Kräftig gelabt, mein Werk mit freudigem Herzen zu treiben." Auf vom Boden behend sprang Walther; es spornt' ihn die Rede. — Stracks zur Felswand hin, wo gewölbt zum schattigen Keller Uebergesenkt sie hing, flog schnell dienstfertig sein Gang schon. Einen gewaltigen Stein von der Höhlung abwälzt' er, und Brot und Duftende Milch schon trug er daher, und mahnte zur Labung. — Drauf neugierig, in Hast, nahm gleich vom Grase den Sack er, Emsig entknüpfend die Schnur, die verbergende, daß er das Zicklein Heb' an das freundliche Licht; da beschaut' er es staunenden Blickes; Denn gleich kannt' er den Wurf des felsenbewohnenden Gemsthiers, Gar ein erfreulich Ding, ein traut aufschauendes Böcklein. „Gottfried!" so rief er, „so sprich, was treibst du für Wunder? So bist du „Jetzt Gemsjäger, und lässest das Hüten, und fängst dir lebendig, „Was sich ein Anderer freut, wenn's glückt, nur todt zu gewinnen?" — „Ueber den Jäger! — Ein Hirt," sprach Gottfried, „bin ich und bleib' ich. „Denn wer waltet so frei wie der Senn und so fröhlich auf Erden? — „Aber daß nicht dich gar im Herzlein brenne die Neugier, „Sag' ich zur Kühlung dir gleich, wie des Gemsthiers munteres Böcklein „Also lebendig ich sing. — Du schüre das Feuer mit Reisig! — „Frohen Gesang anstimmend ob redlich vollendetem Tagwerk, „Stieg ich des Abends dir heut' lustwandelnd droben zum Joche, „Dort wo die Felswand steil an der Spitze der Alp' sich dahin zieht, „Trachtend, daß eiligen Gang's, bevor sich senke die Sonne, „Hoch auf's ragende Horn ich klimm' und freudig das Auge „Weid' an dem herrlichen Land, vom Strahle des Abends vergoldet. „Rüstig wandelt' ich so, da gewahrt' ich lachender Blumen „Rings am Pfad; Alprosen, Violen und duftende Brändlein „Strotzten in Fülle herum; Steinbrecher und große Ranunkeln „Blühten mit Lust; Bergmhrten und Georgianen, und Alles, „Was nur gedeihet zur Pracht auf gesegnetem Boden der Alpen, „Alles erquickte mein Herz. Da begann ich zu pflücken gar emsig, „Daß ich ein Sträußlein brächt' am morgenden Tage der Schwester, „Wenn in's Thal ich hinab nun trüge die köstlichen Käse. „Voller schon ward mir die Hand und voller, und immer noch däuchte „Lieblicher mir, was rings auf nickendem Stengel mir winkte, „Und so verwarf ich und nahm, und verwarf, und wählte mir wieder „Blum' um Blume, hinauf zur Rechten und Linken hin irrend, „Vis schon hoch ich zuletzt an die wildesten Felsen gekommen, „Die nur der Jäger besteigt; — da klang mir gewaltig ein Sausen „Schreckend in's Ohr, und Geblök vom vorderen Hange des Joches. „Ich am Boden mit Hast ergriff den gewichtigsten Stein mir,

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 230

1877 - Stuttgart : Heitz
230 Und fraget nicht nach seinem Schmerz. — Hier geht Der sorgenvolle Kaufmann und der leicht Geschürzte Pilger — der andächt'ge Mönch, Der düstre Räuber und der heitre Spielmann, Der Säumer mit dem schwer belad'nen Roß, Der ferne herkommt von der Menschen Ländern; Denn jede Straße führt an's End' der Welt. Sie alle ziehen ihres Weges fort An ihr Geschäft, — und meines ist der Mord! (Setzt sich.) Sonst wenn der Vater auszog, liebe Kinder, Da war ein Freuen, wenn er wiederkam! Denn niemals kehrt' er heim, er bracht' eucö etwas, War's eine schöne Alpenblume, war's Ein seltner Vogel oder Ammonshorn, Wie es der Wand'rer findet auf den Bergen. Jetzt geht er einem andern Waidwerk nach; Am wilden Weg sitzt er mit Mordgedanken; Des Feindes Leben ist's, worauf er lauert. — Und doch an euch nur denkt er, liebe Kinder, Auch jetzt — euch zu vertheid'gen, eure holde Unschuld Zu schützen vor der Rache des Tyrannen, Will er zum Morde jetzt den Bogen spannen. (Steht auf.) Ich laure auf ein edles Wild. — Läßt sich's Der Jäger nicht verdrießen, Tage lang Umher zu streifen in des Winters Strenge, Von Fels zu Fels den Wagesprung zu thun, Hinan zu klimmen an den glatten Wänden,- Wo er sich anleimt mit dem eignen Blut, — Um ein armselig Gratthier zu erjagen: Hier gilt es einen köstlicheren Preis, Das Herz des Todfeinds, der mich will verderben. Mein ganzes Leben lang hab' ich den Bogen Gehandhabt, mich geübt nach Schützenregel; Ich habe oft geschossen in das Schwarze, Und manchen schönen Preis mir heimgebracht Vom Freudenschießen; — aber heute will ich Den Meisterschuß thun, und das Beste mir Im ganzen Umkreis des Gebirgs gewinnen.
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